Die Sesselstadt

Text Hannelore Dietrich  /  Bilder von Brigitte Wanzenried

 

Text ohne Bilder / Für Bilder siehe das PDF

 

Er hatte sie angerufen, um sich mit ihr fürs Wochenende zu verabreden. „Wir könnten zusammen baden gehen? Ich kenne einen kleinen See nicht weit hinter Schönhausen.“

Sich ihm in Badekleidung zeigen? Eher nicht! Vielleicht später einmal … „Nein“, sagte sie, „lieber ins Museum.“

Er lachte. „Bei der Hitze? Na gut, ist immerhin ein Anfang.“

Ein Anfang wovon? Ihre freie Hand griff nach dem Elefantenpärchen aus hellem Amethyst, das vor ihr auf dem Schreibtisch stand. Die geringelten Rüssel berührten sich. Wie durchscheinend das Paar in der Morgensonne wirkte.

„Hallo, bist du noch dran?“

Sie gab sich einen Ruck: „Einverstanden! Treffen wir uns morgen gegen elf an dem kleinen See.“

Die nächsten Stunden ging ihr der Anruf nicht aus dem Kopf. Sie kannten sich vom Studium her, Paul und sie, nicht besonders gut, er hatte damals eine Freundin. Und nun unterrichtete er seit kurzem an ihrer Schule. Er hatte sie gleich wiedererkannt, sie ihn auch, nicht selbstverständlich nach fast zwanzig Jahren. Er war noch der lustige Typ von früher. Sie lächelte. Schade, dass er eine Handbreit kleiner war als sie; ansonsten gefiel er ihr, sehr sogar.

Abends ging sie ihre Badekleidung durch, entschied sich schliesslich für einen Bikini, der ihre Brust betonte und doch nicht allzu knapp sass.

 

Um nicht zu spät zu kommen, hatte sie für die dreissig Kilometer bis zum See eine gute halbe Stunde eingerechnet. Aber sie kam nicht vorwärts, zu viel Verkehr. Immer wieder verfuhr sie sich, dabei kannte sie die Strecke. Bald kam es ihr vor, als schickten die Hinweisschilder sie in die Irre. Seltsam war auch, dass sie inzwischen mit ihrem Polo allein unterwegs war.

Wie ärgerlich, dass sie die Karte zu Hause gelassen hatte.

 

Plötzlich ging die Strasse nicht weiter, eine Schranke versperrte den Weg; dahinter führten Pfade in eine endlose, ihr unbekannte Heidelandschaft. Sie bremste scharf, stellte den Motor ab und legte den Kopf aufs Lenkrad. Das war’s dann wohl! Kein Baden mit Paul. Der würde kaum auf sie warten. Der würde zack, zack seine Pläne ändern. Was sie verstehen könnte, das täte sie doch auch, unzuverlässige Leute waren für sie eine Pest.

Wo war sie bloss gelandet? Sie stieg aus und sah sich um. Auch hier keine Schilder und kein Mensch, den sie nach dem Weg hätte fragen können. Nach Hause finde ich leicht, dachte sie, jetzt laufe ich erst einmal in die Heide hinein, damit der Ausflug nicht ganz umsonst ist.

Sie holte die Wasserflasche unter dem Sitz hervor und griff nach der Jutetasche, die sie sich neulich in einem Anfall von Fernweh in einem Kaufhaus besorgt hatte, aufgedruckt eine Savannenlandschaft mit Affenbrotbaum und zwei Elefanten.

 

Sie folgte entschlossen einem der Pfade durch die voll erblühte Heide. Einige Male nahm sie das Handy hervor und wählte Pauls Nummer, aber das Gerät hatte keinen Empfang. Die Sonne tat ihr nicht gut, sie brannte, und natürlich hatte sie keinen Hut dabei. Der stand ihr nicht, machte sie zur Matrone, genau wie die lächerliche kurze Hose, die sie für diesen Tag ausgewählt hatte. Aber was machte das schon, niemand sah sie hier ausser den sirrenden, krabbelnden, mit Nahrungsaufnahme beschäftigten Insekten, von denen die meisten nur einen Sommer lebten, viele nur wenige Tage.

 

Sie musste weit gegangen sein, denn ihre Fusssohlen in den neuen Sandalen schmerzten. Arme und Beine hatten die Farbe weisshäutiger Engländerinnen nach einem Sonnenbad angenommen. Sie begann sich auf die Klimaanlage im Auto zu freuen – nur, wo war es? In welche Richtung sie auch ging, alles sah gleich aus. Immer wenn sie meinte, ihren VW entdeckt zu haben, verwandelte er sich beim Näherkommen in einen Wacholderbusch oder in eine kleinwüchsige Birke. Hätte sie sich doch bei ihrem Auto für ein Rot entschieden und nicht für dieses griesgrämige Grau, das sich jetzt als Tarnfarbe erwies. Erschöpft setzte sie sich am Wegrand ins Gras, trank einen Schluck Wasser und legte sich nieder, als Kissen wählte sie ein stachliges Heidekrautgewächs. Sie schützte ihr Gesicht mit der Jutetasche gegen die Sonne und schloss die Augen. Nur einen Moment ausruhen, dachte sie, wie die Elefanten unter dem Affenbrotbaum.

 

Merkwürdig, die Stadtmauer hatte sie bisher nicht wahrgenommen. Dabei lag sie direkt vor ihr, kaum zwanzig Meter entfernt. Ihre Farbe unterschied sich nicht von der des Himmels, changierte zwischen Blautönen. Nichts ragte über sie hinaus, kein Dach, kein Baum, nur eine Art Hochsitz, der zu schweben schien.

Vorsichtig streckte sie die Arme vor, während sie die letzten Schritte auf die Mauer zuging. Weit und breit kein Tor, nur ein Riss im Mauerwerk, allerdings so schmal, dass eine Achtjährige wohl hätte durchschlüpfen können, nicht aber eine ausgewachsene Frau, schon gar keine mit ausgeprägt weiblicher Figur wie sie. Und wenn sie sich hindurchzuzwängen versuchte? Mit der Schulter zuerst und mit eingezogenem Bauch? Tatsächlich, es klappte, sie gelangte auf die andere Seite.

 

Neugierig betrachtete sie die Gebäude, die links und rechts eine lange, etwa vier Meter breite Gasse säumten. Die meisten Dächer setzten in Augenhöhe an. Sie schlenderte die Strasse entlang, an einer Ritterburg vorbei, einem Schlösschen, einer Holzhütte und, etwas weiter hinten, einem chinesischen Pavillon. Könnte eine Filmkulisse sein für einen Märchenfilm oder auch ein Vergnügungspark für Familien, überlegte sie. Gut gefiel ihr das Berner Bauernhaus am Ende der Gasse mit seinem weit vorgezogenen Dach und den violett blühenden Geranien, eine ihr unbekannte Sorte, leider aus Plastik, wie sie beim Nähertreten sah.

Die Luft flirrte, es war so still, dass sie ihren eigenen Atem hörte. Kein Zwitschern, kein Bellen, kein Schwätzen, kein Ruf. Gab es hier niemanden? War doch gespenstisch, dass sich niemand sehen liess, dabei standen vor jedem Haus Stühle. Wenn sich wenigstens irgendwo eine Katze räkeln würde. Es beschlich sie das Gefühl, dass sie das einzige lebendige Wesen in dieser Stadt war.

„Hallo“, rief sie, und noch einmal: „Hallo, ist da jemand?“ Sie erschrak vor ihrer eigenen Stimme, die merkwürdig dünn klang.

 

In diesem Moment streifte etwas ihre Schulter. In Panik sprang sie zur Seite, schaute sich vorsichtig um und traute ihren Augen kaum: Stühle flogen um sie herum – wie Kunstflugmodelle/Kunstflieger! Beine nach unten, zur Seite, nach oben, ein Tanz in der Luft. Sie konnte sich nicht sattsehen, so elegant und lustig waren die Bewegungen der sonst so steifen Gesellen. Bestimmt war eine Elektronik in sie eingebaut. Wo war bloss der Typ, der sie steuerte?

„Hallo“, rief sie erneut, „hallo“. Wieder antwortete niemand – und doch geschah etwas. Die Stühle wurden langsamer, stellten sich in der Luft hintereinander auf und flogen wie auf ein Zeichen davon.

Sie beschloss umzukehren, aber nicht sofort; zuerst wollte sie herausfinden, wohin die Stühle geflogen waren.

 

Die Gasse endete auf einem grossen Platz. Die Stuhltänzer entdeckte sie dort nicht, dafür mindestens hundert Sessel und Stühle, die in einem weiten Rund aufgestellt waren. Für wen mochten sie dastehen? Da war niemand ausser ihr. Sollte hier eine öffentliche Versammlung stattfinden?

Dort drüben, das waren ja Kinderstühle, also waren sie eher für ein Fest gedacht. Die tanzenden Stühle könnten zu einem Unterhaltungsprogramm für Gross und Klein gehören. Nur, wo waren die Menschen, die sie fliegen liessen? Man müsste sie doch hören, aber das einzige Geräusch kam von ihren Schritten auf dem Pflaster.

 

Dass sie im Augenblick die einzige Besucherin war, hatte auch sein Gutes: Sie konnte unbehelligt die Runde abschreiten und die Sitzmöbel in Ruhe betrachten. Da gab es ausladende Modelle und zerbrechliche, pastell- und neonfarbene, solche aus Holz, Stahl oder Plastik, spartanische, dick gepolsterte, mit Seide, Leder oder Plüsch bespannte.

 

Was war das? Vertieften sich da nicht Farbtöne? Das Grün des Plüschsessels zum Beispiel. Und da: Das Sitzkissen schien geradezu zu erröten. Plötzlich kam es ihr vor, als ruhten viele hundert Augen auf ihr, als zwinkerten ihr einige sogar zu. Winkten da nicht Sessel verstohlen mit Troddeln? Sie blinzelte, aber es blieb dabei: Die Krone oben auf der Rückenlehne eines rosa Prinzessinnensessels nickte ihr zu, so eindringlich, dass sie auf ihn zuging und sich zögernd in ihm niederliess. Kaum sass sie, erhob er sich in die Luft und schwebte davon: Sie nahm an, auf das kleine Schloss zu, an dem sie eben vorbeigekommen war.

Sie sass nicht gut, die Sitzfläche war zu klein, auch meinte sie ein leichtes Knacken und Reissen unter sich zu hören. Bereute mit jedem Flugmeter mehr, sich auf das Abenteuer eingelassen zu haben. O wie kindisch sie sich vorkam! Wie hatte sie nur auf eine solche Einladung eingehen können.

Angstvoll umklammerte sie die Armlehnen und flehte das vornehme Wesen an, umzukehren.

Wie tief sie sich vor ihm verneigte, als ihre Füsse wieder den Boden berührten! Allerdings irritierte sie, dass sie nicht wusste, wo die Augen der Sesselprinzessin waren, wohin genau diese blickte. So sagte sie in das Rosa und die jetzt tief herabhängende Krone hinein, dass sie das Schloss liebend gern ein andermal besichtigen wolle und dass sie froh sei, eine so ungewöhnliche Bekanntschaft gemacht zu haben. Als sich die Krone nach diesen Worten aufzurichten begann, atmete sie auf und eilte mit grossen Schritten über den Platz. Nur weg hier, dachte sie, ganz schnell weg.

 

Und dann verharrte sie doch, fühlte sich seltsam angezogen von einem hellblau gestrichenen Kinderstuhl. Er will, dass ich mich setze, dachte sie. Gehorsam ging sie auf ihn zu, bemerkte erst im letzten Moment, dass bereits jemand auf ihm sass: ein Plüschelefant, in der Farbe und Grösse einer Zuckerrübe. In seinen Augen ein Lächeln. Sie konnte nicht anders: Sie drückte ihn zärtlich an ihre Wange. Da spürte sie einen warmen Hauch, als ob er atmete. Erschrocken setzte sie ihn neben dem Kinderstuhl ab, dann liess sie sich auf dem schmalen Sitz nieder.

Kaum sass sie, unbequem und gekrümmt, die Knie auf der Höhe der Nase, meinte sie, eine strenge Stimme zu vernehmen, die sie aufforderte, ein Gedicht aufzusagen. Sie überlegte, ob einige der Anwesenden Geburtstag hatten oder heute gar Muttertag war und die Stuhl-Mütter hier von ihr geehrt werden wollten. Zögernd erhob sie sich, stellte sich kerzengerade hin und begann mit ungewohnt hoher und zittriger Stimme ein Gedicht von Brentano zu deklamieren, kam bis: Eine Mauer um uns baue, spricht das fromme Mütterlein, dann verhedderte sich ihre Zunge in den Worten wie in ausgelegten Fallstricken; sie versuchte es mit einem zweiten, einem dritten … Die Worte tröpfelten aber nur in grossen Abständen hervor, bis sie ganz ausblieben.

Eigentlich wollte sie sagen, dass sie nicht mehr die Jüngste und ihr Gedächtnis schon in der Kindheit nicht das beste gewesen sei; stattdessen stürzte sie auf einen mächtigen Plüschsessel zu, der sie, wie ihr schien, herbeizitierte. Wüstenfarben war er, abgesessen und sehr vertrauenerweckend. Sie warf sich hinein, zog die nackten Beine hoch und die über die Lehne hängende dunkle Leinendecke über sich. Endlich in Sicherheit, dachte sie.

 

Sie schrak hoch.

Der eben noch weiche Plüsch unter ihr stach in ihre Haut wie ein Riesenkaktus. Sie warf die Decke von sich und bewegte sich behutsam aus dem Sessel.

„Glotzt nicht so, ihr Ungeheuer“, rief sie gereizt, und wusste nicht, wen sie meinte.

 

Sie schaute und schaute, aber es gab keinen Zweifel: Häuser und Sessel waren zusammengerückt, standen jetzt dicht an dicht. Kein Durchkommen mehr. Sie war gefangen. Winkte da nicht ein Brokatsessel herrisch mit beiden Armlehnen? Diesmal würde sie nicht folgsam sein. Sie schrie: „Ich will raus! Macht Platz!“

Nichts geschah.

Nur nicht durchdrehen, dachte sie. Ich muss geschickter vorgehen, nicht befehlen, sondern demütig tun und bitten.

Mit gesenktem Kopf näherte sie sich einem Sesselkoloss in der Farbe des Julihimmels, den sie für den Platzchef hielt. Blieb jäh stehen. Etwas war über ihre Füsse gehuscht. Da bewegte sich etwas auf den Riesensessel zu und verschwand darunter. Ein Wiesel, dachte sie, nein, ein Eichhörnchen, egal, jedenfalls ein atmendes Wesen. Sie überlegte, wovon es sich ernähren mochte. Nirgends ein Blatt, nicht ein einziger Grashalm. Ob irgendwo ein Garten für es angelegt war, einer mit Wurzeln, Samen, Früchten und einem Wasserloch zum Trinken und Baden?

 

Sie ging in die Knie und schaute unter den mächtigen Sitz. Verblüfft stellte sie fest, dass das Wesen dort unten Hängeohren und einen Rüssel hatte und dem Plüschelefanten ähnelte. Der Kleine kam näher und betastete zutraulich mit seinem Rüssel ihre Finger. Es kitzelte, sie kicherte, hielt aber still, um ihn nicht zu vertreiben. Schade, dass sie nichts zu essen dabei hatte, eine Banane würde ihm schmecken. Ob er sich streicheln liess? Während sie zögernd die Hand auf ihn zu bewegte, ging eine seltsame Veränderung mit ihm vor: Er schrumpfte, seine Haut wellte sich, die eben noch so stämmigen Beine gaben nach, er sackte in sich zusammen. Seine Haut wurde papieren, jetzt durchscheinend – es war, als verschmölze er mit dem Pflasterstein.

Ihr Atem ging schwer, Paul soll kommen, dachte sie, wollte ihn rufen, hörte aber nur krächzende Luft aus sich herauskommen.

 

Sie erhob sich, den Blick auf den himmelblauen Sessel gerichtet. Das war ja gespenstisch: Er war dabei, seine Konturen zu verlieren, löste sich in eine Wolke auf, die einem Elefanten glich und sich verdünnte, bis auch sie unsichtbar war. Dasselbe geschah mit den Sesseln rechts und links. Und was war mit ihr? Nicht, dass sie angesteckt würde!

 

In ihrer Hast wegzukommen, verfing sie sich in einer Strickleiter, die von irgendwo hoch oben auf den Platz herunterbaumelte; der Hochsitz fiel ihr ein, sicher führte die Leiter zu ihm. Ja, dort hinauf wollte sie, dort oben würden keine Mauern sein, da war sie frei wie ein Vogel.

Sie umfasste die Seile, setzte den Fuss auf die erste Sprosse, dann auf die zweite, hangelte sich mühsam hoch. Sah bald ein, dass sie nie bis ganz hinauf käme. Wozu auch? Sie hatte keine Flügel, und der Hochsitz würde sie kaum nach Hause fliegen.

 

Aber irgendwie würde sie hinausgelangen aus dieser Sesselstadt. Die Richtung zur Mauer war klar, vom Berner Bauernhaus aus immer geradeaus die Gasse entlang und in den Sonnenuntergang hinein. Sicher wartete Paul vor der Mauer ungeduldig auf sie.

Viel schneller, als sie sich hochgehangelt hatte, war sie wieder unten. Der Kreis der Sessel und Stühle war weiter geschrumpft. Sie sterben, dachte sie, einer nach dem andern. Da war so eine angespannte Stille, ein unhörbares Zischeln und Flirren. Und wo sie auch hinsah: Elefanten. Auf den Sitzen liefen sie herum, kletterten die Lehnen hoch bis oben auf die höchste Stelle der Rückenlehne, von dort aus schwebten sie auf in den Himmel, und nichts als ein kleiner, weisser Streif blieb zurück. Es war, als gingen sie in eine lichte Unendlichkeit ein. Und schon wieder verlor ein Sessel seine Kontur, irgendetwas ging zu Ende. Alles Unsinn, überlegte sie, Sessel sterben nicht. Und haben auch keine Seelen, schon gar keine, die wie ein Elefant aussieht. Sie pflückte hastig einen lila Elefanten von ihrem Fuss und setzte ihn auf der Armlehne eines Sessels ab. Dachte erschrocken: Nicht dass ich zum Sessel werde. Hastig strich sie über ihre Beine, nein, sie fühlten sich weich und warm an wie am Morgen.

 

Überraschend behende kletterte sie über den blauen Kinderstuhl und rannte zum Berner Bauernhaus hinüber. Sie wunderte sich kein bisschen, dass weder die Eingangs- noch die Hintertür verschlossen waren. Atmete auf, als sie sich in der Gasse befand, die zur Mauer führte. Begrüsste den Pavillon, das Schloss, die Ritterburg wie alte Bekannte, dachte die ganze Zeit an Paul. Nicht dass er die Stadt betrat und auch ihm etwas passierte. Sie begann zu rennen.

Kurz vor dem Ziel wäre sie fast mit vier Stühlen zusammengestossen, die auf halsbrecherische Weise, der Grösse nach aufeinander getürmt, auf sie zuflogen. Sie sprang zur Seite und konnte gerade noch verhindern, dass die vier das Gleichgewicht verloren und auf sie stürzten. Traurige Gesellen das: der Lack zerkratzt und abgesplittert, die Beine ungleich lang.

 

Etwas Besseres als den Tod findest du überall. Wer hatte das gesagt? Wollte sie jemand warnen? Oder kam der Satz aus ihr?

Unnütze Fragen. Nur noch wenige Schritte und sie würde die Mauer erreichen, den Riss finden, sich hindurchzwängen und drüben erleichtert in Pauls Arme fallen.