Woher der «Mauerläufer» kommt

Auszüge aus dem Mailverkehr zwischen Schriftstellerin und Malerin von Herbst 2011 bis Frühjahr 2018

 

Das Buch „Stella und der Mauerläufer“ hat eine Entstehungsgeschichte von, sage und schreibe, sieben Jahren. Hier einige Auszüge aus dem Mailverkehr zwischen Hannelore Dietrich (der Autorin) und Brigitte Wanzenried (der Illustratorin), die während dieser ganzen Zeit in regem Austausch standen. Wiederholt trafen sie sich zu längeren Besprechungen, regelmässig gingen zwischen ihnen E-Mails hin und her, die einige erhellende Schlaglichter auf das gemeinsame Buchprojekt werfen: Man sieht den „Mauerläufer“ mehr und mehr hervortreten und konkrete Gestalt annehmen.

 

Als Erstes, im September 2011, stiess Hannelore auf eine Abbildung des Mauerläufers in einem Aufsatz von Brigitte. Das gab den Anstoss zu dem gesamten Prozess.

 

Hannelore am 2. Oktober 2011

Ich habe den Aufsatz, in dem Dein Mauerläufer vorkommt, überflogen, lange sein Foto betrachtet und Deine Bemerkungen dazu gelesen. Er gefällt mir ausnehmend gut, daraus, scheint mir, könnte etwas werden. Ich stell mir vor: Da kommt ein Kind am Tag, vielleicht auch in der Nacht, mit Taschenlampe zu der Mauer, es knistert, der Mond scheint, und so weiter – und es sieht mehr und mehr, ja, da kann die Phantasie lachen … Ich glaube, dafür könnte ich mich begeistern.

 

Brigitte am 3. Oktober 2011

Deine Ideen gefallen mir ausgesprochen gut ... Mir kommt die Idee, dass da jemand mit dem Fotoapparat auf Reisen geht, mit kindlicher Entdeckungsfreude, und dann – ab in die Phantasie! Schön, dass da vielleicht etwas wachsen wird... Das inspiriert mich, weitere Mauer-Blicke zu wagen und weiterzuprobieren mit den Fotos! Mal sehen!

 

Hannelore am 4. Oktober 2011

Deine Reaktion freut mich sehr: „dass vielleicht etwas wachsen wird“. Bei mir wächst schon etwas, seitdem Deine Mail kam. Jetzt denke ich über die Mauer nach: Wie alt sie ist, aus welchem Material besteht sie (Natursteine, mit Mörtel dazwischen?), aus was für einer Sorte Stein ist sie, gibt es viele solcher Mauern in der Umgebung, umgrenzt sie ein Haus? Wo soll die Geschichte spielen? Muss die Mauer in Italien stehen? Wie sind da die Jahreszeiten? Wie die Düfte und Tierstimmen? Das Kind mit dem Fotoapparat könnte dort Ferien machen. Inzwischen stelle ich mir vor, es sei vielleicht viel allein (verschiedenste Gründe kommen mir da in den Sinn). Was hat es für eine Kamera? Gehört sie ihm oder dem Vater oder der Mutter? Und der Mauerläufer, dieses geheimnisvolle Wesen. Ob es in den Stein gekratzt – oder in dem Stein vorhanden ist? Oder beides? Es ist ein irres Wesen, mit seinem Wiedehopf-Schopf, Tatze und Hahnenfuss. Und der Hals … Es steht, rennt, tanzt – alles gleichzeitig … Ich bin schon begeistert. Da eröffnet sich etwas, wovon mir aber noch nicht recht klar ist, was es sein mag bzw. wird.

 

Hannelore am 27. Oktober 2011

Wir waren jetzt auch ein paar Tage in der Toskana. Nach unseren Überlegungen zum Mauerläufer habe ich im Chiantigebiet vor allem Mauern gesehen, mit Ritzen, gemörtelt, auch mit grossen Löchern darin. Aus einem Loch in Bodennähe sprang mir gar eine Katze entgegen. So könnte man Mauergeschichten schreiben.

 

Brigitte schickt an Hannelore einige Fotobilder.

 

Hannelore am 13. November 2011

Ich habe mich gefragt, ob der Mauerläufer, den Du mir geschickt hast, gemalt oder ob einiges von ihm im Stein vorgegeben ist. Ja, ich bin gespannt, wie er wirkt, wenn er in eine andere Richtung schaut und auch darauf, was er tun wird, lustig, sich da etwas vorzustellen. Er ist seinem Äusseren nach sicher zu vielerlei fähig. Ich seh ihn bereits Kopfstand machen.

 

Brigitte am 4. März 2012

Am Mauerläufer habe ich jetzt nicht weitergearbeitet, im Kopf begleitet er mich aber schon, und ein paar Mauerfotos habe ich, die ich bemalen möchte.

 

Brigitte am 2. April 2012

Mit dem Mauerläufer hat sich noch nichts getan (ausser in meinem Kopf, der immer mal wieder damit beschäftigt ist). Ich hoffe, es kommt noch

 

Hannelore am 25. April 2012 Ich habe einmal wieder über unser Projekt nachgedacht. Es ist ein Unterschied, wer an der Geschichte arbeitet: Du schaust von innen den Prozess an; mir liegen die Bilder vor und regen von aussen meine Phantasie an. Was mir heute Morgen in den Sinn gekommen ist: Zwei Figuren mindestens, ein Erwachsener, ein Kind, dazu der Mauerläufer. Er sieht immer anders aus. Das müsste beachtet werden. Gibt es etwa eine grosse Mauerläufer-Familie mit vielen Mitgliedern? Oder zeigt er sich in unterschiedlicher Gestalt? Oder sieht ihn das Kind je nach Stimmung oder Beleuchtung unterschiedlich? Ich stelle mir jetzt einmal konkreter vor: Ein bedrückter Mann (er hat etwas Schlimmes erlebt) fährt in sein Ferienhaus, sitzt herum, erst im Haus, dann im Garten, starrt vor sich hin … bis er eines Tages aufsieht und wahrnimmt, wie Licht die Mauer aufleuchten lässt. Beobachtet wird er von einem Kind, oder auch zweien, die sich langweilen und die Gegend erforschen und sich fragen, worauf dieser Mensch da im Garten ständig starrt. Sie beginnen ihn zu belauern, das Haus zu durchsuchen, finden vielleicht Briefe und beginnen sich ebenfalls für die Mauer zu interessieren … Und dann entdecken sie den ersten Mauerläufer und kommen irgendwann mit dem Mann ins Gespräch. Vielleicht entsteht dabei eine Geschichte vom Mauerläufer. Möglich wären Einzelgeschichten zu den Bildern – aber das kann ich mir im Augenblick schwer vorstellen. Es fällt mir leichter, den Mauerläufer in einer umfassenderen Geschichte zu sehen. Das wäre jetzt so eine Idee …

 

Brigitte am 25. April 2012

Ich würde es gut finden, wenn um den Mauerläufer herum wirklich eine Geschichte entstehen könnte ... Ich hoffe, demnächst Mauerläuferzeit zu haben, d. h. zur Ruhe zu finden und an solche Seh-Weisen heranzukommen, wie sie Wesen wie Mauerläufer verlangen!

 

Brigitte am 9. Mai 2012

Jetzt habe ich, glaube ich, wieder einen Zugang zu den Mauern gefunden, oder bin dran, hatte jedenfalls viel Spass die letzte Woche beim Fotografieren und beim Finden von Figuren.... es kommt was, und das freut mich – ist auch spielerisch!

 

Brigitte am 10. Juli 2012

Ich stehe kurz vor der Abreise ins Land der Mauerläufer ... Auch bin ich am Zusammenstellen einer CD, um dann Vergrösserungen von Mauerfotos machen zu lassen, die mich zum Mauerläufer oder andern Mauerbildern führen sollen.... Ich hoffe, dass etwas entsteht!

 

Brigitte am 25. Juli 2012

Da sitz ich gerade in der Ausstellung in Radda und warte auf Besucher … In diesem alten Gemäuer zu sitzen, lässt meine Mauerläufer mir wieder nahekommen, ich bin eben daran, die Mauern hier im kleinen Hof zu studieren und werde wohl heute Nachmittag dann die Kamera mitnehmen, um mein Schauen zu schulen.....

 

Hannelore am 27. August 2012

Auf einer Reise nach Berlin und zurück habe ich ein wenig über den Mauerläufer nachgedacht. Ich schicke dir einmal erste Ideen, die mir unterwegs gekommen sind. Ob du etwas damit anfangen kannst?

 

Brigitte am 2. September 2012

Ich finde Deine Ideen super! Irgendwie regt es mich wirklich sehr an, gerade mit Kritzeln und Finden zu beginnen. Und auch die Gedanken zum Mauerläufer, wie er so ist, finde ich super, z. B., dass er sich beim Ausatmen dünnmachen kann, um durch Ritzen zu schlüpfen... Ich habe jetzt mal den ersten Mauerläufer auf Transparentpapier gezeichnet und möchte von da aus dann Verschiedenes ausprobieren. Mal sehen, ob ich das kann! Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass da etwas kommt – und der Mauerläufer, Deiner und meiner, inspirieren sich gegenseitig!

 

Hannelore am 16. September 2012

Nun kann ich mich auf den Mauerläufer einlassen. Gleich heute ist mir schon etwas eingefallen, als ich im Bus einen Vater und seinen Sohn beobachtete. Als die Türen aufgingen, bewegte das Kind die Arme wie ein Zauberer, so als würde es durch Magie die Mitteltür in beide Richtungen öffnen. Ich stelle mir jetzt vor, dass das Mädchen in unserer Geschichte mit genau dieser Bewegung einen Vorhang vor seinen Augen wegschieben kann, und dann den Mauerläufer sieht. So kann es ihn immer sehen, wenn es diese Bewegung im Garten vor der Mauer, aber vielleicht auch an anderen Orten macht. Das könnte es zufällig herausfinden, vielleicht wenn es geweint hat und sich die Augen reibt, nun, das ist noch nicht zu Ende gedacht. Wenn man sich vorstellt, aus wie vielen Einfällen ein Bild oder ein Text zusammengesetzt ist … Was mir jetzt Gedanken macht: Hat der Mauerläufer Hände oder etwas Ähnliches, womit er etwas festhalten kann? Vielleicht sind am Ende der Flügel Finger (über der Ferse)? Oder sind das keine Flügel, sondern Federn oder Stacheln auf den Oberarmen? Sonst muss er alles mit den Füssen machen, dann müsste er sich jedes Mal hinsetzen, wenn er etwas anfassen will. Nicht einfach dann für ihn, die Mauer zu wechseln und seine Sachen zur nächsten Mauer mitzunehmen. Heute kommt er mir vor wie ein Indianer mit Federschmuck. Er scheint ein kleiner nackter Kerl mit übergrossem Kopf zu sein, Entenflaum am Körper.

 

Brigitte am 20. September 2012

Ja, das finde ich eine super Idee mit dem Mädchen, welches zaubern kann zum Sehen. Und – ich glaube, der Mauerläufer braucht wohl schon Hände oder etwas Ähnliches, wie sie allerdings aussehen weiss ich noch nicht.

 

Hannelore am 21. September 2012

Noch eine Frage: ein Mauerläufer läuft auf der Mauer, stelle ich mir jedenfalls vor. Oben auf der Mauer kann er leicht laufen, aber wie läuft er an der Seite der Mauer. Ist er da ein Bild in der Mauer oder läuft er in der Luft oder??? Was ich schon weiss: er kann sich dünn machen und in Mauerritzen gelangen, das Kind kann ihn durch eine Armbewegung vor den Augen sichtbar machen, er wird Arme erhalten. Was ich sehe: er hat einen auffälligen Schatten. Und noch kurz zu seinen Bewegungsmöglichkeiten: Wie läuft er die Mauer rauf und runter? Springt er? Hat er Saugnäpfe unter den Füssen? Wenn das so wäre, würde das Kind auf seinen Schädel blicken (hab ich mir gerade lustig vorgestellt). Vielleicht bin ich zu realistisch? Aber wenn ich schreibe, muss ich ihn mir mit seinen Möglichkeiten vorstellen können.

Dir viel Spass beim Malen.

 

Brigitte am 28. Oktober 2011

Es freut mich, dass du die Mauerwelt der Toskana entdeckt hast! Ich hatte diesmal dort nicht viel Zeit, um mich mit Malen zu beschäftigen. Zeit zum Träumen hatte ich allerdings schon, ich habe auch ein paar neue Mauerfotos gemacht, die ich jetzt bemalen möchte, um wieder ins Thema hineinzukommen. Auch möchte ich versuchen, den Mauerläufer aus verschiedenen Perspektiven, vielleicht bei verschiedenen Betätigungen, zu skizzieren. Ich bin gespannt, was kommt, jetzt, mit einer Neuauflage und der Aussicht auf eine neue Geschichte!

 

Hannelore am 27. November 2012

Der Mauerläufer ist nicht aus meinem Blickfeld geraten, hin und wieder mache ich Notizen, chaotisch noch, dies und das, was mir so in den Sinn kommt. Im Augenblick denke ich über das Gegenüber für den Mauerläufer nach, die Figur ist im Werden. Es wird wohl ein Mädchen sein, vielleicht neun, noch nicht in der Pubertät, aber ein etwas unausgeglichenes Geschöpf, das sich verschiedene Namen gibt (je nach Stimmung). Im Haus gibt es noch eine Alte, ziemlich schrullig, ein Zahn vorn und ein Gebiss in der Handtasche. Ja, aber es steht nichts fest – es arbeitet zwar in meinem Kopf (noch auf kleiner Flamme), aber zuckt noch nicht in der Hand. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass ein solches Mädchen im Garten einen Mauerläufer sieht – einsam genug ist es, und es kommt mir so vor, als sei dies eine Voraussetzung für eine so seltsame Begegnung.

 

Brigitte am 27. November 2012

Klingt alles spannend, was Dir da so durch den Kopf geht bezüglich unserem Mauerläufer... er geht mir auch durch den Kopf, aber auch erst durch den Kopf.... Viele Fotos liegen seit Längerem zum Bearbeiten bereit - mal sehen!

 

Brigitte am 21. Dezember 2012

Gerade habe ich mal wieder intensiv an den Mauerläufer und die Geschichte gedacht und natürlich an Dich ....

 

Hannelore am 31. Dezember 2012

Heute Morgen habe ich über einen Plot nachgedacht und wie unsere Geschichte sich entwickeln könnte. So beginne ich mich mit Mauerläufer-Augen umzusehen.

 

Hannelore am 1. Januar 2013

Nur eine kurze Frage zum Mauerläufer: Stellst du dir vor, dass sich die Mauer in der Toskana befindet und diese auch die Szenerie abgibt? Ich denke gerade über Figuren und Orte nach.

 

Hannelore am 5. Januar 2013

Um mit der Mauerläufer-Geschichte ernsthaft starten zu können, muss ich in das Bild, das seit Wochen neben mir aufgestellt ist, eintauchen. Wenn die Geschichte mit dem Mauerläufer zu tun haben soll, muss ich sein Wesen erfassen und überlegen, was er für meine menschlichen Figuren ausdrücken könnte? Ich habe bereits ein Figurenensemble entworfen, komme jetzt aber nicht weiter, weil ich nicht weiss, was du dir vorstellst. Ich frage mich, was klüger ist: meine Arbeiten an der Geschichte bis nach einem Treffen aufzuschieben oder einen Plot zu überlegen, der das unten beschriebene Bild und die Figur darin, so wie ich sie sehe, aufnimmt. Im Augenblick ist meine Idee, dass das Kind, ein Mädchen von ungefähr neun Jahren, sich in dem Mauerläufer, der an allem vorbeirennt, erkennt und daraus gewisse Schlüsse zieht. Sie deutet ihn mal so, mal so, je nach Stimmung und Möglichkeit … Sie deutet Blütenblätter oder Kritzeleien auf einem Stein als Botschaften an sie. Später stellt sich vielleicht heraus, dass sie von einem Jungen sind, der sie durch ein Loch in der Mauer beobachtet hat und unbedingt ihre Freundin werden will. Die Frage ist natürlich auch, wie das Verhältnis von Bild und Text sein soll. Im Moment stelle ich mir ein Übergewicht an Text vor, aber vielleicht siehst du das anders.

Aussehen

Wie ein männliches Wesen, aufrecht, hat einen schweren Kopf zu tragen, der ihn nach unten ziehen würde, beugte er sich vor. Geschätzte Grösse: handgross. Geht aufrecht wie ein Mensch, Rumpf, Kopf, Beine wirken menschlich, Arme wie Flügel, Füsse eines Riesenvogels oder Mischwesens, Haut mit Flaum(?) bedeckt, ohne Kleidung. Der Kopf ist der eines erwachsenen Mannes, der Körper der eines Halbwüchsigen (ist noch im Werden), eher geschlechtslos. Wirkt elegant, erstaunlich leicht in der Bewegung, ausgreifend (das Bein), sonst hält er eher an sich. Beinhaltung: das eine Bein vorgestreckt (sehr gerade), das andere lässig angezogen; erstaunlich deswegen, weil es gleich gebraucht wird; muss viel Kraft im nicht besonders muskulösen rechten Oberschenkel stecken. Schön ist er nicht. Kein Prinz. Dafür merkwürdig, ja, absonderlich und einmalig. Weckt Neugier. Der Körper wirkt lebendiger als der Gesichtsausdruck (gleichmütig?). Ob in seinem Kopf etwas abläuft? Jedenfalls hat er sich mit einem Kopfputz geschmückt. Für wen? Zu welchem Anlass? Oder läuft er immer so herum? Es gibt ihn zweimal: auch als Schatten, der ein Eigenleben hat, denn er entspricht nicht ganz der Figur (ergänzt sie zum Teil): andere Kopfhaltung, Kopf nicht wie aus Stein, etwas Fedriges an Schultern und Beinansatz, längerer Hals.

 

Brigitte am 5. Januar 2013

Oh wie schön, dass Du an den Mauerläufer denkst.... Ich weiss auch nicht genau, wie wir vorgehen sollten – habe so etwas noch nie gemacht. Es könnte so sein, dass die Bilder eine Inspiration sind, um Deine Geschichte zu entwickeln. Alles, was ich bisher an Ideen gelesen habe, finde ich spannend. Es könnte auch sein, dass die Geschichte meine Bilder weckt. Oder umgekehrt. Es ist die Frage, wie Text und Bild sich ergänzen könnten – Illustrationen sollen es ja wohl nicht sein, sondern eher Inspirationen, lose Zusammenhänge. Ich habe mal die Idee gehabt, dass der Mauerläufer auf den Bildern irgendwie jedes Mal auftaucht in Form eines "Zeichens", zum Beispiel eines Fussabdrucks oder so. Ich stelle mir den Mauerläufer auch etwa handgross vor (eher sogar kleiner), als ein struppiges, etwas gefiedertes Wesen, das einer anderen Welt entspringt und entspricht ... ob er in der Toskana lebt oder anderswo, wo es solche Mauern gibt, weiss ich gar nicht, vielleicht kann er sogar an verschiedenen Orten auftauchen. Ich habe von der Geschichte eigentlich keine Vorstellung, fand die Idee, dass da ein Mädchen sein könnte, das ihn entdeckt und seine Spuren sucht, spannend und auch öffnend für die Bilder.

 

Hannelore am 5. Januar 2013

Ich habe das Gefühl, dass ein Treffen, was mich betrifft, notwendig ist, weil ich sonst nicht weitermachen kann. Aber die Vorüberlegungen sind sicher nicht umsonst gewesen, so sind Fragen entstanden und haben sich erste Ideen entwickelt. Wie Bild und Text zusammenhängen, können wir dann noch weiter überlegen. Es ist sicher eine Gratwanderung: Beides soll sich nicht decken und doch so nahe zusammen sein, dass einleuchtend ist, weshalb Bild und Text zusammengehören. Mir gefällt es, geplant vorzugehen. Es reizt mich sogar, merke ich. Ausserdem ist es ja kein Plan, der von aussen aufgedrängt wird, sondern einer, der aus uns kommt, und dazu noch, wenn nötig, variiert, verändert oder umgestürzt werden kann. Kein Verlag sitzt uns im Nacken (zum Glück oder leider). An das Gelingen denke ich noch nicht. Das ist das Schöne, finde ich, wenn ein Projekt erst beginnt, sind Kritiker und so weiter jenseits des Horizonts, da hat man eine wunderbare Spielwiese vor sich. In diesem Fall eine Mauer, die ja wie die Seite eines Buches sein kann oder eine Leinwand für einen persönlichen Film. Da sehe ich uns beide jetzt davorstehen … Dass es um ein struppiges, gefiedertes Wesen geht, gefällt mir. Und es ist sicher keine neue Tierart. Das Mädchen könnte das zuerst glauben ...

 

Hannelore am 6. Januar 2013

Hoffentlich bin ich in der Lage, ein Kinderbuch zu schreiben (denn das soll es ja wohl werden). Wahrscheinlich nicht für ganz kleine Kinder, mir kommt es so vor, als ob mir das nicht läge und meine bisherigen Ideen nicht dorthin gehen, aber auch dein Bild scheint mir eher für etwas grössere Kinder geeignet. Es müsste ein Alter sein, wo Interesse an Geheimnisvollem vorhanden ist, wo man gern Spuren sucht und sich vielleicht wie ein Abenteurer vorkommt. Du kennst dich als Psychotherapeutin wahrscheinlich besser mit Kindern aus, was Altersstufen betrifft, als ich. Ja, da gibt es einiges zu überlegen. Wer könnten unsere LeserInnen sein (oder schreibt und malt man einfach ins Blaue und sieht dann am Ende, für wen es ist)? Fühlen sich Jungen und Mädchen angesprochen? Fühlen sie sich überhaupt angesprochen (wenn es nicht um Pferde oder Detektive oder sonstige spannende Abenteuer geht)? Da muss wahrscheinlich einiges im Kopf des Mädchens stattfinden. Sicher sind die Figuren, die Umgang mit ihm haben, solche, die mit ihm etwas anfangen können. Vielleicht ist er der heimliche Kern der Geschichte. Was zeichnet ihn aus? Wie es mir im Augenblick vorkommt: Er taucht unerwartet auf (eigentlich jedes Mal). Er tut, was er will. Er lässt sich nicht herbeizitieren. Er hat unterschiedliche Funktionen, grundsätzlich ist er ungreifbar (er dient als Sündenbock, fesselt die Aufmerksamkeit, lenkt ab von Problemen, aktiviert, in der letzten Geschichte ermöglicht er Stella, so kommt es mir vor, sich zu erinnern, das heisst, er hilft ihr, diese Erinnerungsarbeit erfolgreich zu leisten). Und was mir dann noch eingefallen ist: Es ist ja nicht nur der Mauerläufer als Figur, der eine Rolle in der Geschichte spielt, sondern er löst ein Motivgeflecht aus: all die äusseren und auch inneren Mauern (Schulhof, Friedhof, Reisen, Gefängnis, die vorgestellte Mauer im Zimmer). Ohne den Mauerläufer gäbe es diese „Orte“ so nicht. Jetzt höre ich auf mit der Überlegerei.

 

Brigitte am 2. Februar 2013

vielen Dank für die Mauerläuferpost!

Ich hatte plötzlich gedacht, dass man den Mauerläufer vielleicht lange nicht genau sieht, dass das Bild, das ihm zugrundeliegt, vielleicht eher erst gegen Ende der Geschichte auftaucht (oder auch nicht), dass es aber immer wieder Zeichen gibt, welche ihn "repräsentieren" und auf ihn hindeuten.... ich glaube auch, dass die Figuren, welche beschrieben werden, nicht völlig anders sein sollten als die gemalten.... die Idee, dass es vielleicht sogar auch Bilder geben könnte, wie sich Benno den Mauerläufer vorstellt, gefällt mir gut!

Ich denke, dass wir wohl beide nun mal etwas gestalten und dann wieder sehen, welche Bilder zb. zum Text passen könnten?

 

Hannelore schickt erste Kapitel an Brigitte.

 

Brigitte am 29. März 2013

endlich schreibe ich Dir zum ersten Auftritt des Mauerläufers.... wunderbar finde ich ihn, wie er da oben auf der Mauer läuft, entschwindet, wieder auftaucht, erschrickt und verschwindet! Ich bin sooo gespannt, wie Dein Buch sich entwickelt.... und ob ich ihn noch zu fassen krieg - oder vielleicht ist eben genau dies die falsche Richtung, dass ich ihn zu definieren suche. Letzte Nacht habe ich daran herumstudiert, ihn mal dreidimensional zu formen, vielleicht aus Lehm, oder Draht und Papier.... dann, am Morgen, kommt mir dies, genau dies, irgendwie absurd vor, ist er doch grad eben ein unfassbares Wesen. Mal sehen....

die Fotos sind bei mir und wollen bemalt werden, dies auf jeden Fall!

 

Hannelore am 26. April 2013

hier kommen also die Textstellen, leicht verbessert, dazu einige neue. Ob alles so bleibt, weiss ich nicht ( nicht alles gefällt mir). Ich bin auch nicht sicher, ob ich den richtigen Ton gefunden habe. Aber neu starten, wo ich nicht einmal weiss, ob ich bis ans Ende komme … ? Ich habe mich entschlossen (gestern), diesen ersten Versuch fertig zu stellen – dann sehe ich vielleicht klarer, ob es eine bessere Möglichkeit gibt. Ich habe heute wieder einmal in die Bücher meiner Enkeltochter hineingesehen und festgestellt, dass sie einfacher gestrickt sind, süffiger, scheint mir. Ich frage mich, ob meine Erzählweise kindgerecht ist … Wenn dir etwas auffällt, höre ich es gern.

 

Brigitte am 29. April 2013

Ich finde Deinen Text super.... spannend, wie sich auf den verschiedenen Ebenen Spannung ergibt, wie das Mädchen im Mauerläufer etwas ganz anderes entdeckt als die Oma, wie sich das Thema der Mauern durchzieht und einflicht in die Geschichte. Den Mauerläufer sehe ich jetzt grade als so etwas wie einen Begleiter und vielleicht auch Tröster in ihren einsamen Momenten, in welchen sie nichts mit anderen teilen kann.....Und ich habe auch Anregungen für meine Bildversuche, wenn ich lese, wie der Mauerläufer fliegt, wie er oben auf der Mauer entlangflitzt, wie er sich in einem Laubhaufen verbirgt.

Jetzt bin ich wieder ganz motiviert, daran weiter zu arbeiten!

 

Hannelore am 29. April 2013

Ob der Mauerläufer (für mich überraschend) sich in einen Tröster und Begleiter verwandelt hat? Ich sehe ihn noch nicht richtig. Ein ständiger Begleiter ist er nicht, er hat etwas Spontanes, Stella verfügt nicht über ihn. Ja, das ist spannend … Vielleicht ist er auch ein „Ablenker“, ich meine damit, er bringt sie auf andere Gedanken. In dem Traum, wo er riesengross auf der Berliner Mauer sitzt, scheint mir, ist er ein Kraftspender oder so etwas Ähnliches: Er schenkt ihr Energie … Ich stelle ihn mir ein bisschen verrückt vor …

Dann können wir, scheint mir, so weiterfahren: Ich schicke Dir die Mauerstellen, sobald neue entstanden sind

 

Brigitte am 11. Mai 2013

… herzlichen Dank für die weiteren Mauerstellen.... dass der Mauerläufer aus Grossbritannien kommt, wusste ich ja gar nicht, dass er gut daran getan hat, vor den Chemikalien zu Mauersäuberung zu flüchten finde ich super!

Und die Stelle mit dem Uebernachten im Iglu draussen auf dem Friedhof - wunderbar, auch wie sich die beiden mit Bennos Hinkebein auseinandersetzen.... ich bin dann also natürlich mal sehr gespannt, das bisherige Ganze zu lesen!!!!

Ich schicke Dir mal noch ein paar weitere meiner Mauerbilderversuche - das letzte Bild pass jetzt in meiner Fantasie grad zur Flucht von der vergifteten Mauer.....

 

Hannelore am 13. Mai 2013

Danke für die Bilder. Sie haben etwas Geheimnisvolles. Sie werden mich begleiten und kommen gerade im richtigen Moment. Bringen sie mich doch dazu, den Mauerläufer in der weiteren Geschichte nicht aus dem Blick zu verlieren.

Es freut mich, dass du die Geschichte, so weit vorhanden, lesen willst. Ich glaube aber, ihr fehlt noch einiges … so im holprigen Zustand wirkt sie nicht (richtig).

Ich bin dabei, den Plot fortzusetzen, und merke, dass ich mich noch mehr mit den Figuren beschäftigen muss. Über die Oma weiss ich fast gar nichts, ich weiss nicht einmal, ob sie eine eher negative oder positive Figur ist. Auch die anderen Figuren muss ich drehen und wenden und sie mir in verschiedenen Situationen vorstellen, mir die möglichen Beziehungen untereinander ausmalen.

Ich fange noch einmal bei Stella und Benno an und überlege, was sie auszeichnet und was sie wollen könnten … Dann werde ich überlegen, wer sie dabei stützt oder ihnen schadet … Solange ich noch so wenig sehe, kann ich noch nicht mit dem 8. Kapitel beginnen.

Einiges ist natürlich angestossen. Die Vatersuche muss eine Rolle spielen, daran hängt wieder die Mutter usw.

Ja, bei so einer längeren Geschichte kommt man in einer breiten Welle daher, wo alles mit allem zusammenhängt, jetzt kommt die nächste Welle … Vielleicht ist das Bild von der Welle nicht gut, weil die Autorin ja nicht nur Getriebene, sondern auch Gestaltende ist, allerdings nicht mehr ganz frei, es gibt Bilder und längst einen Anfang …

Im Juni bin ich unterwegs … ich schicke dir, wenn ich es schaffe, vorher, was mir halbwegs fertig erscheint.

Hier noch einige spontane Reaktionen auf die Bilder:

Bild 1: Geheimnisvoll. Vielleicht Benno der Anführer der Totengeister, ein Stärkerer ist in ihn geschlüpft. Und der Mauerläufer wie ein goldener Vogel (Falke, Adler, irgendein mythisches Vogelwesen)

Bild 2: Da ist er wie verwandelt. Ein zartes Männchen.

Bild 3: Ich erkenne ihn wieder. Das Bild hat Power. Vorn der „schwarze Mann“ und sein seltsamer Gefährte. Hat etwas Unheimliches. Und dann das Kreuz zwischen beiden oder ein Dritter … Ort: Kapelle vielleicht.

Bild 4: Da kommt mir der Heilige Geist in den Sinn. In Verbindung mit dem Kreuz. Vielleicht ist er da auf dem Friedhof. Vielleicht in der Kapelle oder läuft die Wand hoch.

Bild 5: Das könnte der Kampf auf dem Friedhof sein: Gegner die Mauersteine-Klauer – und Benno vorneweg.

 

Brigitte am 14. Mai 2013

vielen Dank für die Rückmeldungen zu den Bildern.... ich habe auch an die Verfolgung gedacht bei dem einen Bild - und ich war inspiriert vom Friedhof irgendwie, so habe ich diese Fotos mit den Kreuzen zum Bearbeiten genommen....

ich habe auf jeden Fall den Spass beim Bilder erfinden wiedergefunden - was mich freut!

 

Brigitte am 8. August 2013

Ich habe hier Deine ersten 50 Seiten des Textes gelesen - und finde ihn wunderbar! Mir gefällt die Familiengeschichte, Stella, ihr sich anbahnendes Verhältnis zu Benno ... ich habe alles in einem Zug und mit Spannung gelesen! Die Figuren sind so charakterisiert, dass ich mir ein Bild jedes einzelnen wie auch der Gesamtkonstellation machen kann …

Auch finde ich spannend, wie sich der Mauerläufer "einschleicht", so flüchtig, unwirklich. Es ist ja auch noch nicht klar, was genau er in dieser Geschichte zu sagen haben wird, wie sich dieses Verhältnis entwickeln wird, ob er noch eine wichtige Rolle spielen wird. Und das Interesse der Kinder an ihm: Ob dieses sich vertieft, weshalb er sie überhaupt fasziniert, ob er das Haus beziehen wird?

Ich habe mich gefragt, ob die Mutter mit 30 nicht etwas sehr jung ist für eine 12jährige Tochter.... und bei Benno weiss ich nicht, dass er hinkt, bis sie sein Hinkebein sehen will... ich weiss nicht genau, weshalb er ein Aussenseiter ist, was abgeht zwischen ihm und den anderen Jungen.... gleichzeitig lässt dieses Offene mich eben auch denken und selber weiterspinnen ...

der Text hat mich inspiriert, vor allem die Szene der 411 Mauerläufer....

 

Hannelore am 11. August 2013

vielleicht schade, dass der Mauerläufer gen Norden gezogen ist, weg aus Italien. Aber so bewegliche Wesen wie Mauerläufer sind wohl nicht festzubinden.

Sehr froh bin ich, dass Dir die Geschichte, soweit es sie gibt, bisher insgesamt zusagt.

Dankbar bin ich für Deine Überlegungen und Fragen.

Ja, welche Rolle spielt der Mauerläufer im Leben der Kinder und im Plot? Weshalb fasziniert er die Kinder, fragst Du?

Seltsamerweise habe ich mich das nicht gefragt. Der Mauerläufer erscheint auf der Bildfläche und ist einfach da: macht Benno (im Traum) stärker, begleitet Stella, entzückt Mona, schenkt den dreien etwas Gemeinsames. (Das ist jetzt das, was mir nach einigem Überlegen eingefallen ist). Ich werde die Frage im Kopf behalten. Und in der neuen Geschichte spielt er auch eine Rolle, mir scheint: eine wichtige.

Meinst du, dass die Rolle, die der Mauerläufer in der Gesamtgeschichte hat, nicht gross genug ist? Wenn dem so wäre: Hast du eine Idee, wie er bedeutender werden könnte?

 

Hannelore am 12. August 2013

Was mir noch eingefallen ist. Es ist ja nicht nur der Mauerläufer als Figur, der eine Rolle in der Geschichte spielt, sondern er löst ein Motivgeflecht aus: all die äusseren und auch inneren Mauern (Schulhof, Friedhof, Reisen, Gefängnis, die vorgestellte Mauer im Zimmer). Ohne den Mauerläufer gäbe es diese „Orte“ so nicht.

Sicher sind die Figuren, die Umgang mit ihm haben, solche, die mit ihm etwas anfangen können.

 

Brigitte am 10. September 2013

jetzt habe ich mit grosser Spannung diese zwei neuen Kapitel gelesen! Es ist ja alles wirklich dramatisch jetzt im Leben von Stella! Und ich finde es spannend, dass der Mauerläufer wohl eben gerade einfach so hie und da auftaucht, ohne erwartet oder gesucht zu werden ... ich habe inzwischen eine wunderbare Mauer in Florenz entdeckt und vielfach fotografiert, sie ist voller eingeritzter Wellen und Zickzack, halb verwittert und scheint mir geheimnisumwoben - ich will dieser Tage etwas davon zu bearbeiten suchen und werde Dir die Bilder schicken, sobald sie da sind - erst mal sind sie in meiner Fantasie....

 

Brigitte am 20. September 2013

die Mauern aus Florenz liegen bereit, entstanden ist noch nichts.... ich habe aber im Gegenzug daran gedacht, dass ich den Mauerläufer vielleicht AUF der Mauer laufen lassen könnte - mal versuchen.

Doch vielleicht macht er sich ja selbständig und wandert von der Friedhofsmauer aus (oder fliegt aus....) - da bin ich gespannt!

 

Hannelore am 5. Oktober 2013

Ich musste einiges am „Mauerläufer“ ändern, die Fahrradtour muss bereits im April beginnen (nicht im Mai), sonst komme ich zu dicht an die Sommerferien. Eine ehemalige Schulkollegin aus D., die ich, was Schule heute in D. betrifft, ein wenig befragt habe, hat mir gesagt, aus pädagogischen Gründen müsse der Fall vorher abgeschlossen sein. Das hatte ich anders angelegt. Zu tun gibt es vor allem bei den skizzierten Folgekapiteln – sie müssen umgestellt werden.

 

Hannelore am 15. Oktober 2013

Heute habe ich M. (10 Jahre), meiner ältesten Enkeltochter, die Bilder vorgelegt. Sie wurde neugierig, als ich von einem kleinen Wesen erzählte, und wollte gleich wissen, wie es heisst. Gelbbauch und Mauerläufer beeindruckte sie beides nicht. „So kann man ihn doch nicht rufen!“ Dann musste ich kurz die Geschichte erzählen, aber sie beendete sie gleich selbst. Eine Mutter mit grünen Haaren will sie auf keinen Fall. Und der Vater taucht natürlich am Ende auf, da ist sie sicher, und der Mauerläufer ist höchstwahrscheinlich sein Haustier, das sie offensichtlich (bevor er kommt) besucht. Sie fand, das Haustier brauche einen abenteuerlichen Namen, da es eine Mischung aus Drache, Pferd, Giraffe, Raubtier, Vogel, ausgestorbenem Tier, Kamel, Adler und Geist sei. Das wäre jetzt eine Kinderstimme. M. hat versprochen, das Buch zu lesen, auch wenn es nicht gedruckt wird, und es ihrer allerbesten Freundin A. auszuleihen. Zwei Leserinnen sind uns schon einmal sicher. Allerdings soll ich das nächste Mal dann unbedingt über ein Pferd schreiben! So viel ist mir nach ihrer Reaktion klar: Ich muss einiges offen lassen am Schluss, damit ein Kind die Geschichte auf seine Weise beenden kann. Ich hänge zwei weitere Geschichten an. Jetzt fehlt noch die Mauerläufer-Geschichte, die Benno und Stella schreiben, sowie das Auftauchen der Mutter.

Heute Abend habe ich übrigens versucht, die Bilder den Kapiteln zuzuordnen. Es gibt einige/viele Übereinstimmungen, aber auch Differenzen. Ich bin gespannt, was Du zu meinen Vorschlägen meinst. Ich bin unsicher, ob es eine gute Idee ist, die Bilder in die Kapitel hineinzunehmen. 2014 wird ja das Jahr sein, in dem wir fertig werden: Ich tippe auf den Frühsommer oder Spätfrühling. Im Februar kommt das letzte Kapitel dran. Dann folgt die Überarbeitungsphase.

 

Hannelore am 21. Oktober 2013

Margo hat die Mauerläufer-Geschichte inzwischen gelesen. Insgesamt war sie angetan, hat mich aber auch auf einiges aufmerksam gemacht. Sie hat sich gewundert, dass so viel von Mauern die Rede ist. Der Name „Mauerläufer“ erinnert sie an den realen Vogel im Gebirge, sie schlägt vor, das Wesen ev. Gelbbauch zu nennen, auch im Titel (Ich kam schon auf „Stella, Benno und der Gelbbauch“). Da er auf und an der Mauer läuft, kann er ruhig zwischendurch auch Mauerläufer heissen. Allerdings sollte ich den Namen besser einführen.

Ich glaube, er kann nur flüchtig vorkommen und immer wieder einmal auftauchen, weil die Bilder keine Geschichte im üblichen Sinn erzählen. Sie zeigen mir Erscheinungsformen des Mauerläufers, ein Wesen, das nicht zu fassen ist, das etwas Flüchtiges hat. In Verbindung mit stabilen Mauern ist das interessant. Ich habe jetzt auf den realen Vogel im Text Bezug genommen.

 

Brigitte am 24. Oktober 2013

Die Mauerläufergeschichte: Ich glaube auch, dass er eben sein Geheimnis behalten muss, die Bilder würden sonst nicht gut dazu passen, so wie Du ihn auftauchen lässt, gehören sie dazu, sind ein Teil des Geheimnisvollen.... ja, und vielleicht sollte er nur Gelbbauch heissen, ich habe nicht gewusst, dass es einen realen Vogel namens Mauerläufer gibt.... ich dachte nur Mauersegler.... werde das grad mal noch googeln!

 

Brigitte am 17. November 2013

was für ein wunderschönes Kapitel.... das mit dem «Steine anmalen»,

«die Mauer beleben» gefällt mir sehr und inspirierte mich grade zu zwei neuen kleinen Fotobildern.... und was mir auch gefällt ist, wie Du das mit dem Mauerläufervogel einbezogen hast!

Vor unserm Treffen will ich dann nochmals alles chronologisch durchlesen. Es ist ja eine soooo spannende Geschichte, mit all den Ebenen, den Andeutungen, den Geheimnissen, den Beziehungen.

Wo und wann sollen wir uns treffen?

 

Brigitte am 1. Dezember 2013

Ich bin ganz inspiriert und beschwingt nach Hause gekommen! … am Mittwoch will ich dann die Bilder kopieren und an Dich schicken.

 

Brigitte am 22. Januar 2014

Inzwischen habe ich versucht, die Bilderzuordnungen zu den Kapiteln so zu machen, dass es "aufgeht" und keine Bilder zweimal verwendet werden. Ausserdem habe ich mir überlegt, dass es sicher am besten ist, pro Kapitel ein Bild zu haben, sozusagen als Beginn jedes Kapitels. Und falls es doch ein Hin- und Hergeschiebe mit Bildern und Text wegen des Kapitels 16 geben sollte, könnte ich mir vorstellen, diejenigen Bilder zu verwenden, die mit den Schatten arbeiten, damit es dann etwas anderes wäre als bei den übrigen Kapiteln.

 

Hannelore am 2. Februar 2014

Das vorletzte Kapitel ist fertig (es werden also achtzehn). In diesem hat der Mauerläufer nur einen ganz kurzen Auftritt (in Stellas Kopf). Mir kommt es inzwischen so vor, als wäre er der lebendige Kern einer Mauer (oder überhaupt das Lebendige im Versteinerten). Das letzte Kapitel endet dann mit ihm (bisher). Bevor ich mich daranmache, werde ich mich noch einmal in die Fotos versenken. Hättest du gern einen Aspekt (Mauerläufer oder Mauer) hervorgehoben? Fehlt deiner Meinung nach etwas?

 

Es sind schliessslich 24 Kapitel geworden.

 

Brigitte am 2.2.14

Ohhhh, das ist ja nochmals ganz dramatisch zum Schluss: die Fast-Begegnung mit dem Vater. Ich bin gespannt, wie’s wohl zu Ende geht! Und die Beschreibung der glatten Mauer, an welcher der Mauerläufer keine Freude hätte – ja, es gibt ja viele solcher "steriler" Mauern! Und was der Mauerläufer da noch machen wird zum Schluss...?

 

Brigitte am 13. März 2014

Wie‘s Dir wohl geht .... und unserem Mauerläufer?

Ich bin … drangegangen, eine Homepage für mich zu gestalten.... Am Schluss der Homepage wird’s einen Blog geben, wo ich die neusten Projekte vorstellen kann.... da habe ich natürlich den Mauerläufer vorgesehen. Ich schicke Dir mal den kleinen Text, den ich gemacht habe - dazu sollen etwa 4 Bilder kommen, und vielleicht eine Textprobe. Ich habe an die Stelle des Buches gedacht, wo er zum ersten Mal auftaucht, im Kapitel 2 auf dem Schulhof. Ist das ok für Dich?

 

Eine Literaturagentur hat inzwischen die Vertretung für „Stella und der Mauerläufer“ übernommen. Das Problem ist, dass Verlage meist eigene Illustratoren haben und illustrierte Bücher nicht gern sehen.

 

Hannelore am 17. Mai 2014

Was den Mauerläufer betrifft, so hat die Agentin die Texte an eine Reihe von Verlagen geschickt, aber sonst hat sich in dieser Angelegenheit noch fast nichts getan. Zwei Verlage haben immerhin gemeldet (Stand: Anfang Mai), dass sie das Manuskript prüfen wollen (das ist schon was) und ein Verlag hat die Illustrationen angefordert. Nun hoffe ich, dass beides gefällt.

Ich bete, dass kein Angebot kommt, das gegen unsere gemeinsamen Interessen ist.

 

Bisher hat sich kein Verlag an dem Projekt interessiert gezeigt. Um keinen Frust aufkommen zu lassen, stellt Brigitte von ‚Stella und der Mauerläufer‘ zwei Spezialbücher her.

 

Brigitte am 19. Mai 2014

Ich habe letzte Woche begonnen, das Spezialbuch zu binden für uns zwei, es wird aber noch etwas dauern, da der Kurs nur alle zwei Wochen stattfindet und Geleimtes dann immer mal wieder trocknen muss. Aber es kommt....

 

Hannelore am 4. Juli 2014

Wie du siehst, gibt es über unseren Mauerläufer nichts Gutes zu sagen, damit meine ich: Bis jetzt hat kein Verlag angebissen.

Das macht mir zu schaffen!!! Eigentlich mit jedem Tag mehr. Im Moment habe ich auch keine Lust an meinem neuen Projekt weiterzuschreiben. Ich nehme mir jetzt einmal Zeit zum Trauern (dann mache ich wieder Pläne). Ein Jahr sollte man wohl geduldig abwarten … Wir sollten uns dann wohl noch einmal zusammensetzen und unsere Möglichkeiten und Wünsche durchgehen. Was meinst du?

 

Hannelore am 18. Januar 2015

Vom Mauerläufer gibt es weiterhin nichts zu berichten. Einmal hat die Literaturagentur in von einem Verlag die Nachricht erhalten, sie solle nicht mehr nachfragen, der Prozess im Verlag dauere mindestens ein Jahr (das wäre im April). Abgelehnt haben inzwischen 4 Verlage von 25 angeschriebenen.

 

Hannelore am 30. April 2015

Leider gibt es immer noch nichts Neues zu berichten. Der Stand ist derselbe, d. h.: Keiner der angeschriebenen Verlage hat angebissen.

 

Brigitte am 4. Mai 2015

… hoffen wir doch, dass unser Mauerläufer noch einen Verlag finden wird, oder wir verlegen ihn selber!

 

Hannelore am 20. Juni 2015

Ich warte noch drei Monate … Ich frage mich, wie man ein Kinderbuch, wenn kein Verlag mit Werbung dahintersteht, verbreitet?

 

Brigitte am 21.6.15

Ich selber habe wenig Ahnung vom Verlagswesen! Ich würde es schön finden, wenn wir eine Möglichkeit finden könnten, das Buch zu veröffentlichen, vielleicht so, dass man es bestellen kann und es erst dann gedruckt wird...?

 

Hannelore am 18. Oktober 2016

Meine Enkeltochter holt jetzt das Spezialbuch vom Mauerläufer von ihrer Freundin ab, die es gelesen hat. Ihr hat es gefallen. Sie hat mir geschrieben: Sie finde den Charakter der Mutter spannend, auch dass Stella sich am Schluss so gut mit Benno verstanden habe und dass nichts vorhersehbar sei …

 

Hannelore am 24. November 2016

Schon wieder geht ein Jahr zu Ende.

Der Mauerläufer hat noch keinen Verlag gefunden (habe gestern bei der Agentur nachgefragt).

 

Brigitte am 27. November 2016

Schade, dass es für den Mauerläufer nix gibt und Du wohl wegen der Agentur auch nicht frei bist, andere Möglichkeiten zu prüfen …. so rückt er in die Ferne, ungesehen und ungelesen… so wie erst ja vielleicht selber gerne hat, wird er doch nicht gerne entdeckt und festgelegt…

 

Hannelore am 27. Februar 2016

Mit dem Mauerläufer würde ich gern doch noch etwas zuwarten … Mir kommt es so vor, als lägen wir nicht im Trend; dazu kämpfen viele Verlage ums Überleben.

 

Hannelore hat das Buch von der Agentur zurückerhalten.

 

Hannelore am 3. April 2018

Inzwischen habe ich das Manuskript gründlich überarbeitet (hat länger gedauert, als erwartet); Du findest es im Anhang vor.

 

Hannelore am 24. April 2018

Vielleicht läuft Dir ein Verlag über den Weg, der uns Arbeit abnimmt.

 

Hannelore und Brigitte haben sich inzwischen für den tredition verlag entschieden.

 

Hannelore am 14. Juni 2018

Mir scheint, für Kinder ist es einfacher, einen Bezug zu den Bildern herzustellen, wenn die Fotos an der passenden Textstelle zu finden sind. Selbst für mich sprechen sie da mehr.

Ich bin überrascht, wie genau Text und Bild zusammengeht, viel mehr noch, als ich mir vorgestellt habe.

Beim letzten Bild habe ich eine Stelle verändert, damit der Bezug deutlicher wird.

Die Bilder sind natürlich kleiner als in Deinem grossformatigen Buch. Ich habe jetzt mal eine Seite für mich ausgedruckt. Mir kommt es so vor, als ob das Bild trotz des kleinen Formats gut herauskäme.

 

Hannelore im Juni 2018 an Daniel und Nicole, die Cover und Layout gestaltet haben

Brigitte und ich finden das Cover perfekt, einfach grossartig: ansprechend, jugendlich-frech – auch durch die Farbgebung, dazu rätselhaft. Auch wie Ihr die Schrift eingebracht habt: TOLL!!! In die dunkle Mauerspalte der Name!